Es ist Dienstagabend. 20:14 Uhr. Die Kamera der Tagesschau zieht gerade ins Off. Ich sitze auf meinem Sofa und gebe den Begriff FERNSEHEN bei Google ein. Wikipedia schreibt: „Genutzt wird das Fernsehen seitens der Zuschauer hauptsächlich zur Unterhaltung, Freizeitgestaltung sowie zur Informationsbeschaffung oder Bildung.“ Verstehe! Mit einem weiteren Klick auf das heutige Abendprogramm der Sender, stelle ich allerdings fest … Irgendwie bin ich rausgewachsen aus der „20:15 Uhr Zielgruppe“ der Fernsehmacher. Es fühlt sich ein bisschen an wie damals, als man plötzlich nicht mehr in die Klamotten von New Yorker oder Pimkie passte.
Klick. Ich schalte meinen Fernseher aus. Klick-Klick. Schließe Wikipedia und Google. Für Netflix bin ich an diesem Abend zu müde.
Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll oder schlichtweg zu alt? Vielleicht sollte ich den Flimmerkasten einfach gar nicht mehr anmachen, stattdessen schreiben, lesen, basteln oder meditieren?
Doch vermutlich würde mir dann etwas fehlen, und während ich in der Abendstille sitze, fallen mir spontan Szenen ein, die die großartige Gisa Zach in den letzten Monaten gespielt hat, und die ich ohne einen eingeschalteten Fernsehapparat verpasst hätte. Gisa Zach findet man nicht in der Gala, Bunten oder auf dem Titel des OK! Magazins. Aktuell spielt sie die Rolle der Yvonne Bode bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und regelmäßig jubelt einer aus meiner Familie: „Man ist das eine tolle Schauspielerin!“ Doch was macht eine Schauspielerin zu einer tollen Schauspielerin?
Gisa ist leiser als manch andere. Ihr Spielen auffallend, lebendig, schön und unverwechselbar. Gisa belebt „Yvonne“ mit ihrem schauspielerischen Talent und erlaubt dadurch dem Zuschauer eine Art von Berührung. Sie benutzt Worte so, dass diese wie schöne Erinnerungen klingen. Setzt Mimik und Gestik ein, wie ein liebgewonnenes Werkzeug des Geschichtenerzählens. Verzweiflung, Leidenschaft, Wut und Witz werden echt und bereichern einen jeden, der ihr beim Spielen zusieht. Gisa Zach verbindet ihre Rolle mit dem Zuschauer und investiert dabei jede Menge Sympathie, Humor und viel künstlerische Hingabe. Dies alles macht sie für mich zu einer tollen Schauspielerin in einer ansonsten oftmals hoffnungslos erscheinenden Fernsehwelt.
Für heute lasse ich den Fernseher aus. Vielleicht gehöre ich ja schon morgen wieder zur Zielgruppe von MacGyver & Co. … oder vielleicht nächste Woche. Meinetwegen auch nächstes Jahr. Oder eben nie mehr.
Wer Gisa Zach gern im TV sehen möchte, kann dies Montag bis Freitag um 19:40 Uhr bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ tun oder am 21.08.2019 um 20:15 Uhr im Spielfilm „Meine fremde Freundin“ im ERSTEN.
Moment mal … 20:15 Uhr ???