Besuch hatte sich angekündigt und so kam es, dass ich vor ein paar Tagen für eine kleine Fototour in Hamburg unterwegs war. Das touristische Knallerprogramm hatte ich mir überlegt. Ein bisschen auf dem Rathausmarkt rumhängen … der Bürgermeister war ja gerade zu neuen Zielen in die Hauptstadt aufgebrochen … den Jungfernstieg entlang schlendern. Am Michel die Nase hoch in die Luft recken und das Fernweh am Hamburger Hafen spüren. Ich gebe zu, es ist nur selten Zeit mit der Kamera durch (m)eine Heimatstadt zu ziehen. Umso mehr genoss ich es. Wir stiegen hinab in den Alten Elbtunnel und hechelten über die Treppe wieder hinauf … den Aufzug ließen wir triumphierend allein seine Fahrten machen.
Und dann das große touristische Finale auf der Plaza der Elbphilharmonie … ja, ich bin ein bisschen verliebt. Ein bisschen sehr.
Mittlerweile waren die Kamera-Akkus fast leer und die Hände blau gefroren. Farbenfroh leuchtend lag der Hafen vor uns. In so manchen Büroräumen reinigten fleißige Putzteufel den Staub des vergangenen Tages. Am Horizont zog sich dezent die Sonne zurück. Der Mond war an diesem Abend angeberisch schön. Mein fotografisches Auge begann langsam zu ermüden und so kam ich zu dem Entschluss: Es ist genug. Genug für heute.
Doch genau in diesem Moment lag mein Finger noch auf dem Auslöser, und wie das manchmal so ist, drückte ich unbewusst den Knopf nach unten. Langzeitbelichtung. Na super!
Ich gab der Kamera eine Chance, doch als mir das alles viel viel viel zu lang dauerte, brach ich ab. Kurz bevor ich den Deckel auf das Objektiv drückte, löste sie (fast verzweifelt) aus.
Als ich zu Hause die Fotos durchsah, fand ich fast erschrocken das letzte Bild des Tages. Auf den ersten Blick vielleicht ein buntes Durcheinander. Ein Lichtspiel. Eine gut beleuchtete Kinderzeichnung. Für den Profi-Fotografen vielleicht ein sinnloser Fehlschuss. Für mich … mit ein bisschen Gedankenfutter … ein aufrichtig ehrliches Foto meines Lebens.
Bunt. Erleuchtet und doch in Dunkelheit. Ein wildes wirres, manchmal verloren wirkendes Durcheinander. Das Licht & der Schatten. Die Freude & die Traurigkeit. Menschen aufgereiht in Reih und Glied und manchmal auch einfach zu viele auf einen Haufen. Ein Auf & Ab. Eine Lebendigkeit des Seins. Ein fotografisches Geschenk meiner Ungeduld!