Vor ein paar Tagen begegnete mir auf Instagram dieses Posting und schrie mich fast provokant an.
Warum sagen wir es nicht? Oder warum fällt es uns so schwer? Warum sind wir mit unserer Beschwerde über einen verspäteten Zug oftmals auf direktem Weg am Schalter der Deutschen Bahn und raunen unseren Unmut der Mitarbeiterin entgegen. Warum fluchen wir auf allen uns zur Verfügung stehenden Wegen über die Dinge, die nicht funktionieren. Warum fällt uns das Beschweren so viel leichter als das Loben. Das Hervorheben der schönen Dinge müsste doch in unser aller Interesse sein. Ja, die schönen Dinge, die Wunderbaren. Und warum haben wir Hemmungen unseren Mitmenschen zu sagen, dass sie toll sind. Dass sie gerade heute ganz wunderbar aussehen, Wohlriechen oder etwas getan haben, was uns selbst bereichert hat. Warum sagen wir nicht den spannenden Menschen um uns rum, dass sie für uns spannend sind? Warum sagen wir nicht einfach dem Menschen rechts oder links von uns, jemandem dem wir öfter mal begegnen und doch nicht befreundet sind: „Hee, Du bist toll … liebenswürdig … besonders! Schön, dass es Dich gibt!“
Irgendwie haben wir es im Laufe des Erwachsenwerdens verlernt. Wir haben zu viele negative Gedanken im Kopf. Zu viel „was wäre wenn“, zu viel „was denkt der denn dann über mich“. Dieses „so was macht man nicht“ haben wir alle erfolgreich gelernt und folglich diese vermeintlichen Kleinigkeiten der gegenseitigen Wertschätzung verlernt.
Warum muss man mutig sein, um zu sagen: „Für mich bist Du ein(e) tolle(r) Frau/Mann. Und natürlich ist das Gegenüber meist irritiert! Wägt schweigend ab! Was bedeutet das jetzt? Was will sie oder er? Müssen wir jetzt knutschen? Dabei bedeutet es manchmal vielleicht gar nicht mehr, als ein Mir gefällt, was ich sehe! Ich mag, wie Du bist! Ich bin einverstanden mit Dir! (Lass uns vielleicht später knutschen oder eben auch nicht!)
In einer Welt, in der das ständige Funktionieren zu einer gegenseitigen Erwartungshaltung geworden ist, sollten wir versuchen, uns zu pflegen. Und nichts ist einfacher, als dies mit Worten zu tun. Sie kosten kein Geld, bedürfen keiner großen körperlichen Anstrengung, wenn auch ein bisschen Mut. Fakt ist doch: Wir wollen alle irgendwie „wertgeschätzt“ werden. Wir wollen hören und vor allem spüren, dass wir gut sind, so wie wir sind. Warum sagen wir es uns also nicht einfach? Am besten: Jetzt.