„Lass uns doch in Kontakt bleiben!?“ Mit diesem Satz beginnen ganz oft Abschiede. Dabei ist man sich meist schon gar nicht über das Satzzeichen einig. Frage oder Aussage? Versprechen oder Versuch?
Eines Tages saß ich in einem Meeting … wir waren eine tolle Truppe. Alles passte. Alles war harmonisch. Wir konnten uns gut leiden und erstellten kurzerhand eine Kontaktliste. Jeder schrieb seinen Name, Adresse, Telefonnummer auf. Nur hörte ich nie wieder, auch nur von einem der auf dieser Liste stand, etwas.
Letztens war ich mit einer sehr guten Freundin essen. Jedes dieser wunderbaren Treffen endet mit dem gleichen Satz: „Das machen wir jetzt öfter!“ In diesem Fall ist es ganz eindeutig eine Aussage. Wir wollen das so sehr und ich sagte an diesem Tag flapsig „Okay! Komm einmal im Monat! Das kriegen wir hin.“ Ich spürte deutlich ihre Zurückhaltung! Wir fingen an zu lachen! „Okay! Einmal im Quartal reicht auch!“ Wir haben aufgehört uns gegenseitig etwas vorzumachen…und diese Tatsache macht sie zu einer wirklichen Freundin.
Vor ein paar Monaten kroch ein Abschied in den Tag. Um ehrlich zu sein … ich fand‘s einfach doof … vielleicht auch, weil ich mich in diesem Kontakt bequem eingerichtet hatte. Ich mochte was war und dachte es könnte zwischenmenschliches Gold sein. Nicht einverstanden mit diesem Abschied thematisierte ich dies und hörte etwas wie „Wir werden niemals ganz Auf Wiedersehen sagen!“ Für den Moment war es eine grossartige …. Illusion. Es war so ziemlich das Letzte was wir uns sagten. Wir haben es nicht geschafft … nicht in Kontakt zu bleiben und auch sonst nichts.
Ich mag die sozialen Medien wirklich gern, aber sie sind die Pest für ein „Lass uns doch einfach in Kontakt bleiben!“ Viel zu oft lassen wir uns täuschen von dem Gedanken, dass wir doch anhand von Postings wissen, wie es dem Anderen geht. Wie es ihm wirklich geht! Es wird schon alles gut sein, schließlich war T. gestern erst beim Italiener essen. V. geht es bestimmt nicht gut, er hat schon seit 5 Tagen nichts mehr gepostet. Ach guck mal S. ist schon wieder in Norwegen und W. hat gar kein Facebook. Ist er tot?