Ich fahre gern Bus. Ich fahre viel Bus. 5x die Woche á 4 Fahrten, sprich 4 verschiedene Busfahrer täglich. Und ich bin eine Profi-Reisende. Ich steige vorne in den Bus ein und hinten aus. Habe meine Fahrkarte immer dabei und auch schon beim Einstieg griffbereit UND ich bin freundlich. Ein „Guten Morgen/Abend!“ oder ein auf norddeutsch ganztägig zu gebrauchendes „Moin!“ ist an der Tagesordnung und ich werde dem nicht müde, selbst dann nicht, wenn mein eigener Hormonspiegel mal auf Krawall steht.
Aber so mancher Busfahrer scheint mir (gerade in den Morgenstunden) eine wahre Hormonschleuder zu sein. Meist merkt man schon beim Einstieg: Hier ist dicke Luft. Man hält dem Busfahrer die Fahrkarte gut sichtbar unter die Nase und er guckt am liebsten aus dem Fenster. Natürlich aus dem Seitenfenster. Vielleicht kontrollieren Busfahrer ja grundsätzlich mit dem Hinterkopf die Fahrscheine? Ein eingebauter Datenscanner unter dem wallenden Haupthaar? Ein „Guten Morgen!“ scheint die reinste Provokation, ganz so als würde man ihm sagen: „Hee, Sie haben gerade eine Katze totgefahren. Wir müssen jetzt die Polizei rufen! Das arme Tier.“ Leider merkt man auch am Fahrstil den derzeitig aktuellen Hormonspiegel. Es wird gerast oder geschlichen bis jeder Fahrgast sich weder schwellartig übergibt oder friedlich schlummert. Es wird gebremst und Gas gegeben wie in einem Bugatti Veyron Super Sport und mein täglicher Weg zur Arbeit wird zur Testrennstrecke für Busfahrerhormonschwankungen.
Heute morgen gab es einen (Hormon)-Unfall.
Klaus, Busfahrer aus Leidenschaft … der Leiden schafft hält den Bus um 7.27 Uhr an der Haltestelle. Der Hinterkopf-Fahrkartenscan funktioniert prima. Die Katze ist tot. Ich laufe im Bus nach hinten durch. Klaus fährt im Hormonüberschuss an und zack. Hormonabfall. Vollbremsung. Ich versuche mich irgendwo festzuhalten, klappt nicht. Ich fliege samt Rucksack auf meinen Allerwertesten. Ein reißen durch meine Rückenmuskulatur. Ein Fingernagel bricht. 3 Schüler lachen und versuchen mir „alten“ Frau aufzuhelfen. Ich stehe wieder und rufe lautstark „Blödmann!“. Klaus fährt weiter. Ich bleibe bis zur Endhaltestelle sitzen und bewege mich erst wieder, als der Bus komplett steht. Klaus hilft mir nicht aus seinem Bugatti auszusteigen. Ich glaube er hat immer noch Hormone!